Dieser Zusatz ist erforderlich, denn in Thüringen wurde dieser Ortsname gleich dreimal vergeben; bei Nordhausen, bei Langensalza und bei Gotha. Ob alle drei Ortsnamen auf Gründungen des Adelsgeschlechtes derer von Sunthusun zurückgehen, wurde noch nicht recherchiert.

Die Herren von Sunthusun, ein wegen Raubritterei heute noch vom Vatikan unter dem Kirchenbann stehendes Adelsgeschlecht, unterhielt nordwestlich des Ortes eine Burg, die Katterburg. Erhalten geblieben sind aber nur die Legende und eine Flurbezeichnung. In der Nähe dieser Burg soll sich eine Mühle befunden haben, aber die Ortsangaben sind so widersprüchlich, das eine exakte Lage nicht nachweisbar ist, möglicherweise am Leinakanal, der um 1367 durch Landgraf Balthasar errichtet wurde, gegenüber der Sulzen (Sülze – Flurbezeichnung für eine feuchte Wiesenaue) südlich der Katterburg.

Mittelalter

Im Mittelalter wurden Herren von Sunthusun mehrfach als Pächter des Münchshofes genannt. So 1109 Anselm von Sunthusun; 1331 tritt Ernstbert von Sunthusun als Bürge bei einem Verkauf von Ländereien an das Kloster Georgenthal auf. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde villa Sunthusun in einem Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld im Jahre 786. Demnach wurden dem Bischof Lullus im hiesigen Ort drei hufen Land und drei Mansen(Höfe) „von freien Menschen für ihr Seelenheil als Gabe für das Kloster überlassen“.

Nachweise über Ansiedlungen in und im Umfeld des Ortes sind aber wesentlich älteren Datums. Grabstättenfunde im Ort und der näheren Umgebung belegen den Aufenthalt von Menschen schon in der frühen Steinzeit. Die Heimatforscherin Luise Gerbing schrieb zu Sundhausen, das „selbst in entferntesten Gärten und Äckern uralte Nachweise von einer sehr frühen Besiedlung festzustellen waren“. Urkundliche Nachweise sind erst wieder ab etwa 1550 in den Kirchenarchiven vorhanden, sicherlich haben Brände, Kriege und die Wirren in der Reformationszeit manches Dokument vernichtet. Die ersten Ansiedlungen des Ortes zogen sich entlang der Wasserläufe, so die Hauptstraße in etwa dem Verlauf des Abflusses des Stockborns folgend. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem für Thüringen typischen Haufendorf.

Um 700 wurde durch Augustinermönche mit dem Bau eines Klosters, dem „Münchshof“ begonnen. In der Hauptsache betrieben sie Ackerbau und Schafzucht, in Archiven wird von etwa zehn Schock Tieren gesprochen. Das Kloster war zu Hersfeld verpflichtet, ab etwa 1350 haben die Mönche „Dienst den Herren zu Reinersborn“(Reinhardsbrunn).

Jahrhunderte lang war die Landwirtschaft zur Selbstversorgung und die hierzu erforderlichen Handwerke, wie Schmiede, Wagenbauer und Zimmerleute, einzige Erwerbsquelle der Einwohner. Neben den dem Kloster zu leistenden Frohn verdingten sich auf dem Gutshof Sundhäuser als Tagelöhner.

Die Ackerböden um den Ort sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Während im südöstlichen Teil sehr ertragreiche Schwarzerde ansteht, sind nordwestlich von Letten- bis Kiesböden anzutreffen. Auch litten vor der Errichtung von Meliorationseinrichtungen viele Lagen unter stauender Nässe und waren daher schwer zu bearbeiten und ertragsarm.

Der Bau der ersten Kirche kann um 1200 erfolgt sein. Zuvor gingen die Sundhäuser in das schon lange nicht mehr existierende Nachbardorf Gossenborn, die Zuwegung nach dort trägt heute noch den Namen Kirchweg.

18. Jahrhundert

Die heutige Kirche St. Nikolai wurde im 18.Jahrhundert am Ort der alten Kirche errichtet. Der Turm stammt noch von der Vorgängerin. In der Neuzeit sind im Ort eine Kapelle der Katholischen Kirche, sowie eine Tagungsstätte der Zeugen Jehovas entstanden.

Gegenüber der Kirche befand sich das erste Schulgebäude des Ortes, heute Wohnhaus aber im Ort noch sehr lange die Alte Schule. Ursprünglich mit Stroh gedeckt, erhielt sie beim Abbruch der alten Kirche deren Tonziegel als Eindeckung. Als die danach in der ehemaligen Gemeindeschenke errichtete Schule den angestiegenen Schülerzahlen nicht mehr entsprach, wurde 1885 mit dem Bau einer neuen Schule auf dem Anger begonnen.

Im Jahre 1847 erreichte Sundhausen die Eisenbahn nach erbitterten Widerständen seitens der Landwirte. Für den Bahnbau wurden fast dreißig Hektar Land beansprucht. 80 Jahre später nahm die bereits 1912 begonnene Waldbahn durch Sundhausen ihren Betrieb auf. Die Boilstädter Nachbarn beneideten die Sundhäuser um das neue Verkehrsmittel und gaben uns den Spitznamen „Fußkranke“.

19. Jahrhundert

Abgesehen von einigen kleineren Handwerksbetrieben blieb Sundhausen ein Bauerndorf. Die Größe der Höfe war sehr unterschiedlich, mit Abstand um Tausend Hektar die Staatsdomäne, wie sich der Mönchshof nannte, mit 80 Hektar der Siedelhof des Baron von Wangenheim, einige Anwesen um 20 Hektar; die Mehrzahl aber mehr an der Grenze des Existenzminimums.

Wie üblich hat sich auch hier ein reges Vereinsleben etabliert. Verschiedene Kleintierzuchtvereine, Chöre und Sportvereine. 1939 spielte sogar der 1.FC Nürnberg gegen Sundhäuser Fußballer. Zwar mit einigen Jahren Unterbrechung, hat die jährlich im Herbst stattfindende Kirmes wieder einen festen Platz im Sundhäuser Veranstaltungskalender.

Seit Reglementierung des Brandschutzes durch Herzog Ernst I besteht in Sundhausen eine Feuerwehr. Inzwischen nimmt sie im Löschwesen, wie auch bei anderen Einsätzen in der Stadt und dem Umfeld einen beachtlichen Platz ein. Besonderes Augenmerk wird der Nachwuchsgewinnung gewidmet.

1974 wurde Sundhausen zu Gotha eingemeindet; Gleiches geschah schon einmal 1921. Aber seinerseits musste die Eingemeindung aufgrund der Bürgerproteste wieder annulliert werden. 1990 versuchten die Sundhäuser mit einer Volksabstimmung die Selbstständigkeit wieder zu erreichen, die Abstimmung wurde aber wegen vermeintlicher Formfehler nicht anerkannt. Die Einwohnerzahl, nach der ersten staatlichen Erhebung 1866 mit 799 stieg in den 1970 er Jahren auf fast 3 1/2 Tausend. Diese Entwicklung nahm nach 1990 durch einen drastischen Geburtenrückgang und den Wegzug vieler Einwohner mangels Arbeitsplätzen eine negative Wende.

Aber auch die Struktur des Ortes hat sich grundlegend geändert. Das ehemalige Volksgut als größter Arbeitgeber im Ort wurde durch die Treuhand privatisiert. Mit modernster Technik ausgestattet erledigen hier nur noch wenige Arbeitskräfte bzw. angemietete Firmen die erforderlichen Arbeiten auf den verbliebenen Flächen. Ein Teil der ehemaligen Gutsäcker wurde an andere Großagrarier verkauft. Auf Flächen des Barons von Wangenheim entstand das von der Helios GmbH betriebene neue Kreiskrankenhaus einschließlich Straßenbahnhaltestelle.

Die durch den Ort führende Eisenbahnstrecke wurde elektrifiziert und die Züge passieren mit bis zu 200 km/h Sundhausen. Auch die Waldbahn wurde erheblich modernisiert und verkehrt in den Spitzenzeiten im 10 Minuten Takt zum Krankenhaus. Zur Entlastung des Ortskernes vom Fahrzeugverkehr ist eine Umgehungsstraße geplant, sie soll den Ort südlich tangieren. Der Ausführungszeitplan steht allerdings wegen knapper Kassen noch in den Sternen.

Text von : Günter Walter, Ortschronist | Bilder: Kopie der urkundlichen Ersterwähnung,
Sammlung Eckehard Trautmann